Kabulnath
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Ein Paar Gedichte
von Khaleda Niazi
Meine Gedanken sind karg wie die Erde unter meinen Füßen. Allee meiner Kindheit abgeholzt Der Himmel ist durstig. Nur in mir regnet es.... Ich drehe mich um, lächle ein Kind an ... und murmele: ich habe nichts Süßes für dich.
Wenn sie kommen, wird die Luft dünn. Aus dem Saal wird eine enge Kammer Das Licht verblasst Die Wörter verlieren ihre Bedeutung Sie sind die Größten: Herr Schreiber, Frau Denker und Fräulein Fromm Sie tragen vor. Dies ist ihre Bühne, wie alle Bühnen dieser Welt. Ich schalte ab und wart auf das Ende. Sie gehen….was bleibt, sind abgenutzte Wörter Da liegt die Freiheit, dort die Zukunft und ein Paar Schritte erst rechts dann links die Menschenrechte.
Ein Jammer,
dass diese Karawane tausendmal die Richtung wechselte Und tausendmal hatte das Gestern die Führung
Mein Schmuck stammt aus Indien
Meine Sprache aus Persien Meine Gedanken pendeln zwischen Ost und West Ich spreche von einem Land in dem nichts ist wie es sein soll. Vielleicht sollte ich auf den Händen hier stehen Um sagen zu können: ich bin stolz eine Afghanin zu sein.
2000 und 1
Oder 1000 und 2 Die Zeit ist uns fremd Hier… hat das Leben keine Beziehung zur Liebe, zur Freude, nicht mal zum Schmerz Das Alltägliche ….der einzige Trost unseres wertlosen Weilens 2000 und 1 oder 1000 und 2 Wir sind Nullen auf der falschen Seite
Als das Sein im Nichts verschwand Schrieb ich Trauerlieder Dunkle Laute erfüllten mich Noch war der Spiegel klar…ich sah wie meine Gesichtszüge versteinerten…
Ich verschwand in einen stummen Rhythmus Dann glichen sich die Unterschiede aus… Dann war das Gehen Stehen, das Leben Tod Dann traf ich dich …und der Zauber war gebannt. Die halb offenen Türen habe ich hinter mir geschlossen
Meine Arme spielen im Leeren Nach vielen Jahrhunderten ist mein Rücken nicht mehr von Messern bedroht Denn ich habe aufgegeben
Als der Krieg begann, trank ich Tee
Mir war nicht nach Weinen, diesmal nicht Ich hatte den Krieg, bevor er begann verloren Wie jeden Krieg den man verliert bevor er beginnt Ich bin kein Krieger ich bin die Kriegsbeute… Ich werde gewonnen oder verloren .Ich trinke Tee.
Was verlangst du vom Herzen
‑Tanzen, nackt in verbrannten Äckern Kabuls Was verlangst du Verrücktes ‑Ein vierblätteriges Kleeblatt für die Zukunft Herats.... Und ich vermisse die bunten Papierdrachen der Festtage... Wenn ich zurückgehe, gib mir etwas Korn…ein vierblätteriges Kleeblatt und viel buntes Papier Damit bau ich mein Zuhause
Vor Gottes Augen entkleide ich mich
Vor Gottes Augen liebe ich meinen Geliebten Liebe das Leben Lebe die Liebe Gottes Vertreter sehe ich nicht.
Wo
Wo sind deine Pferde? Wo ist das Feuer geblieben? Und die Nomaden deiner Gedichte ... Wann sind sie in die Städte gezogen? Deine Träume, wann sind sie Albträume geworden Wo hast du den Schirm deiner Phantasie verloren Deine Liebe? Wann ist sie erloschen Nun wo wirst du bleiben Mit bleierner Trauer im Herzen Was wirst du träumen, wo wirst du erwachen
Ich gehe in den Saal hinein...
vorsichtig setze ich mich in die letzte Reihe Und immer noch drehen sie sich nach mir um Weil ich eine Frau bin in einem Kleid aus feinem "Nein"....
Ich kann nicht… Ich kann nicht an dir vorbei gehen Ohne vom Blutbad in deinem Herzen zu erzählen Ich kann nicht. Obwohl mein Name längst anders klingt Mit meiner Hautfarbe und meinem Lächeln hast du mich gezeichnet Damit ich nie an dir vorbeigehen kann Ohne von deinen geschundenen Gärten zu berichten Nein ich kann nicht Du bist und bleibst mein Ein und Alles Du Garten des Feuers…ich kann nicht an dir vorbei gehen. Ich weiß Wir fallen und stehen mit einander
Liebe ist Herzdame der Freiheit
Wenigkeiten seid ihr selbst Hoheit hat für euch der Galgen Nicht der Baum…. Der Weg, der dritte und der fünfte Nicht das Leben Morgen Morgen erscheint der Mond im Brunnen Die Mutter am Kreuz und die Zeit, ist ein Zufall, der lautlos an euch vorbeigeht.
Endlich erreichte ich das Wachsein
Und wurde im Lächeln meiner Tochter getauft Meine Weggefährten aus Wunden und Kratzern…. hatte ich in einem Albtraum der Ehre und Geschichte… hinter mir gelassen Und die Heimat, die habe ich in einem Grüß verzaubert und einem Passanten zu geworfen.
Frau Brauch
Da steht Frau Brauch Sie sagt ich bin hier auch Sie besitzt doch einen Abschluss Das ist ganz gewiss ein Muss Frau Brauch versteht es sich zu vermarkten Sogar dich und mich abzukarten. Frau Brauch ist unentbehrlich Sie ist irgendwie sogar herrlich Frau Brauch ist überall Auf der Straße, in dem Saal Sie stellt uns förmlich vor Oder setzt uns vor das Tor Frau Brauch kann alles tun Sie geht mit durch Dick und Dünn Wir können da nicht mithalten Das Volk so gut unterhalten Überlasst die Bühne ihr Frau Brauch ist mehr als wir
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1. Jahr 13. Hausgabe Juli 2005