Afghanistan ist ein kranker Körper, der am Tropf der ausländischen
Hilfe hängt. Ohne diese Hilfe ist die Existenz des Landes ernsthaft
gefährdet. Dieser erbärmliche Zustand herrschte in dieser Region nicht
immer.
Afghanistan , früher Irana , später Khorasan- der Name Afghanistan
wurde 1841 vom britischen Botschafter in Kabul zum ersten Mal genannt-
war ein Gebiet der alten Kulturen.
Zaratustra wurde in Balkh (Mazare Sharif) geboren, das vermeintliche
Grabmal von Ali ist eigentlich das Grabmal von Zaratustra.
Der größte Buddha von Bamian ist ein Zeichen dafür, dass hier eine
Hochburg der buddhistischen Religion war. Viele Denker, Philosophen,
Dichter beheimateten diese Region.
Farabai im 10. Jh. war einer der ersten Reformer, der rationelle
Interpretation der Religion wagte und einige Dogmen in Frage stellte.
Evicina, der große Arzt und Philosoph wurde auch in Balkh geboren,
dessen Werk Qanun galten Im Mittelalter 3-4 Jahrhunderte als ein
Standartwerk der Medizin. Rumi + Beiruni, Sanaii, und viele andere
Denker und Dichter stammen aus diesem Gebiet, und sind bezeichnend für
eine hochentwickelte Kultur dieses Landes.
Die Entstehung der persischen Sprache im Norden (Dari) und die
multikulturelle Verflochtenheit sprechen von einer glorreichen
Vergangenheit. Die Seidenstraße durchzog den Norden und machte das
Gebiet zum Knotenpunkt der Hochkulturen von China bis Ägypten.
National- Gerographic berichtete vor 2 Jahren, dass im Norden des Landes
durch Raubausgrabungen und Handel mehr Geld verdient wird, als mit dem
Drogen-Handel. Wenn man sich überlegt, dass mit Drogen (Mohn) auf dem
internationalen Markt ca. 300-400 Milliarden Dollar verdient wird, kann
man sich die Dimensionen des Geschäftes mit den Raubausgrabungen
vorstellen. Was ist in diesem Land verborgen geblieben?? Das ist t eine
Tragödie!
Afghanistan hat eine traurige Geschichte- die Lage des Landes wurde ihm
zum Verhängnis. Die Briten haben diese Region als einen Korridor für die
große Kolonie- Indien benutzt. Das Volk lieferte drei große Kriege mit
den Briten im Abstand von ca. 40 Jahren. Diese zermürbenden Kriege
brachten immer Elend und Hunger nach sich, und die Briten versuchten mit
immer neuen Methoden das Volk so zu schwächen, dass sie praktisch
unschädlich wurden. Diese Phase dauerte ca. 40 Jahre bis neue Energie
gegen die Briten zusammenkam und neuer Unabhängigkeitskrieg ausbrach,
bis endlich 1919 die geschwächten Briten vom 1. Weltkrieg die
Unabhängigkeit des Landes anerkannten.
Nach einer kurzen Episode der Hoffnung auf besserer Zukunft durch die
Reformbewegung um König Amanullah wurde er erneut durch die Briten
hinterlistig abgesetzt. König Amanullah war einer der Pioniere der
Erneuung noch vor Atatürk und der Schah von Persien. Er bereiste Europa
und vor allem Deutschland. Unter anderem hat er die Stadtkarte von
Karlsruhe für den Bau einer neuen Stadtplanung von Kabul mitgenommen.
Nach König Amanullah wurden nach einer kurzen Anarchie, Nadir Shah und
seine unbarmherzigen Brüder Hashem der Henker und Schah Mahmud von
Briten als Machthaber des Landes eingesetzt, Nadir Shah hatte eine
schreckliche Angst vor gebildeten Menschen in Afghanistan. Er hat
Schulen geschlossen, und die Zahl der Schüler auf 10%im Vergleich zu
König Amanullah reduziert. Das Land erlebte eine unbarmherzige Diktatur,
die Reformbewegung, die König Amanullah an die Macht brachte, wurde
verfolgt, und niedergeschlagen. Die Gefängnisse wurden gefüllt von
gebildeten Menschen, die Angehörigen der Reformer wurden von den Schulen
ausgeschlossen. Eine systematische Vernichtung jeden intellektuellen
Keimes!
Über 4o Jahre verharrte das Land in einem Tiefschlaf.
Als 1973 der Vetter des Königs Sahir Shah, ihn absetzte, zählte
Afghanistan zu den 3 ärmsten Ländern der Welt. Afghanistan blieb
praktisch von den Fortschritten des 20. Jahrhunderts verschont.
Der König Sahir Shah, der als kleiner Junge, seinen Vater erbte und zum
König wurde, hatte kein Interesse, das Land zu regieren, er war ein
hätschel Sohn der Familie, der seine primitives Privatleben über alles
liebte. Die Korruption um ihn und seine Familie hat die Administration
im Land lahm gelegt.
Sein Vetter Davoud putsche 1973 und die kommunistische Khalk-Partei
unterstützte ihn und infiltrierte die Armee. Er wandte sich später von
den Sowjets ab und suchte Hilfe bei den Saudis und dem Shah vom Iran.
Allerdings dauerte diese Phase nicht lange, und die kommunistische
Partei putschte sich an die Macht. Die Zerstrittenheit innerhalb der
Partei und vor allem zwischen den Volksstämmen- Paschtunen und
Nicht-Paschtunen spaltete die Partei. Die Partei zerfleischte sich und
wurde zu einem wilden Gebilde. Die intellektuelle Schicht wurde genauso
bekämpft wie die archaischen Mullahs. Als die Lage der Regierung
ernsthaft gefährdet schien, marschierten die Sowjets ein.
Es gibt Indizien dafür, anzunehmen dass die USA die Invasion der Sowjets
als eine willkommene Gelegenheit duldeten, um später sie in eine
Sackgasse zu locken. 1981, ein Jahr nach dem Einmarsch der Sowjets hat
Breschnew auf einer Europareise Helmut Schmidt als Vermittler
einschalten wollen, um die Truppen abzuziehen. Die Amerikaner haben
dieses Vorhaben ignoriert. Andreas Bülow, damals Staatssekretär hat den
Vorgang später im Detail geschildert. Bredszinski hat auf
amerikanischer Seite die erste Djihat-Konferenz in New York organisiert.
Die Mujaheddin wurden massiv unterstützt. Das Vorhaben war einen
islamischen Gürtel um die kommunistische Sowjets zu bilden. Die Khomeiny
Regierung im Iran war bereits Ende der 70er Jahre entstanden. Als 1985
Gorbatschow konkret den Truppenabzug plante, wurden die Militärhilfen
massiv gesteigert. Die berühmten Stinger Raketen wurden für Afghanistan
entwickelt. Ziahul Hak hat mit Hilfe seiner Geheimdienstlern Hamid Gul
und Nasir Babur öffentlich vorgetragen: Kabul soll brennen, und so
geschah es auch. Gulbuddin Hekmatyar als ein Hartliner unter den
Kriegsfürsten, bekam Milliardenhilfen. Afghanistan stürzte nach dem
Abzug der Sowjets in Chaos. Die Rivalität unter den Kriegsfürsten und
Stämmen brachte das Land an den Rand des Zerfalls der Integrität.
Die Taliban ein erstes Versuchsobjekt der Amerikaner und ihren
Hurensöhnen in Pakistan scheiterten total, da der Bumerang zurückflog.
Nachdem die Lage weiter für die ganze Welt explosiv wurde, haben die
Amerikaner und der Westen ernsthafte Schritte in Afghanistan
unternommen.
Sicher ist, dass die Natotruppen nicht als Messias akzeptiert worden
sind, die Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren stark politisiert
worden. Sie wissen, dass die Natotruppen nicht im Rahmen der
christlichen Nächstenliebe im Land kämpfen. Die wirtschaftlichen
Interessen der Industrieländer als Hauptgrund für die Präsenz der Nato-
Gruppen in Afghanistan sind fast jedem bekannt.
Die Globalisierung hat die Welt in ein Dorf umgewandelt, die nationalen
Grenzen sind gesprengt worden. Nicht nur der Absatzmarkt für die
Industriegiganten ist global, auch die Produktion erfolgt ohne Barriere
in der ganzen Welt. Das Wachstum der Wirtschaft muss weiter gehen, jedes
Jahr und alle Hindernisse werden global weggeräumt. Da das Wachstum auch
Rohstoffe und Energie benötigt, werden global die Energieresourcen
langfristig gesichert und erobert. Im Norden des Landes liegen
gigantische Rohstoffquellen und Öl und Gas. Afghanistan liegt
geostrategisch im Knotenpunkt der verschiedenen Interessenlagern China,
Russland, Indien, Pakistan.
Die pakistanische Armee ein Relikt des kalten Krieges, ist zutiefst mit
fundamentalistischen Elementen infiltriert, die ihrerseits die Taliban
unterstützen. Mit Taliban hat sich längst der Fundamentalist Hekmatyar
verbunden, die werden wiederum von den Widersacher der Amerikaner:
China, Iran, Sowjets und natürlich Pakistan unterstützt, Die Ironie der
Geschichte ist, dass die Hurensöhne der CIA, Taliban und Hekmatyar zum
Erzfeind der Amerikaner geworden sind
Es ist makaber, aber wahr, dass der zusammengewürfelte Haufen um Karsai
leider die einzig denkbare Alternative zurzeit ist, und die Natotruppen
sind derzeit der Garant für das Funktionieren des Systems.
Man benötigt eine ernsthafte Bekämpfung der Taliban auch mit Hilfe von
Pakistan
Auf dem Rücken der Bevölkerung in Afghanistan wurde der kalte Krieg
ausgetragen und gewonnen. Jetzt hat das Land und das Volk das Recht aus
dem Sumpf herausgeholt zu werden.
Das Gespenst Taliban ist für das Volk viel schlimmer als die Natotruppen.
Den Abzug der Deutschen Soldaten zu fordern ist Klischeehaft und für das
Land katastrophal.
Deutschland ist das Herz der G8 Staaten, die das Schicksal der
Menschheit bestimmen, über Tod und Leben entscheiden. G8 Staaten wachsen
und brauchen Rohstoffe und Energie. Die Deutschen Soldaten tun ihre
Verpflichtung im Rahmen der weltweiten Expansion der Industriegiganten.
Wenn Peter Struck meinte, dass die Deutschen Soldaten am Hindukusch die
deutsche Sicherheit und Interessen verteidigen, hat er das Problem exakt
dargestellt.
Aus der Sicht der afghanischen Bevölkerung kann man nur sagen:
1.
Die Globalisierung ist nicht vermeidbar, die kleinen Länder der 3. Welt
können sowieso nichts daran ändern, die Rohstoffe und Energieressourcen
sollten aber nicht dem schmutzigen Spiel der Konzerne überlassen werden.
Die Regierungen und die UNO sollten als Kontroll-Organe mitwirken.
2.
Die Globalisierung sollte nicht nur für die Industrie-Produkte und
Rohstoffe gelten, auch die Menschenrechte und Demokratie, praktisch die
Errungenschaft der Menschheit im 21. Jahrhundert sollten auf ehrliche
Weise globalisiert werden. Denn nur Nachhaltigkeit und Partizipation der
Bevölkerung an Fortschritt kann stabile Systeme garantieren.
3.
Der wilde Kapitalismus, der gnadenlos alles wegfegt, was ihm im Wege
steht braucht dringend Kontroll-Organe. Denn die Tatsache ist, dass die
Völker der 3. Welt immer ärmer werden, die Schere zwischen arm und reich
geht stark auseinander, in Afghanistan versickern Milliarden Hilfen in
die Taschen der Internationalen Helfer- Mafia, das Volk sieht keinen
Cent davon.
Sicher ist das Problem nicht einfach lösbar. Ein Patient im Koma mit
Infusionen und Sauerstoff versorgt, viele Organsysteme mit Infektionen
behaftet, die Niere und das Herz mit schwacher Leistung. Mit einfachen
Formeln ist hier nicht zu helfen.
In Afghanistan sollen die demokratischen Strukturen gefestigt werden.
Die demokratischen Kräfte unterstützt werden. Menschenrechte, vor allem
Frauenrechte nicht umgangen werden. Die Trennung von Staat und Religion
soll zum Ziel gemacht werden. Die westlichen Regierungen sollen als
Kontrollorgane den Konzernen und den Gesetzen des freien Markts nicht
überlassen.
|