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Sie werden nicht als Lebewesen angesehen
In Darmstädter Echo vom 29. März las ich diesen Artikel. Von dem kann man über die Situation der afghanischen Frauen Einbisschen Information entnehme.
DARMDST
Sie werden vergewaltigt, entführt, geschlagen und ermordet. Sie werden verkauft, geschmuggelt und in andere Länder exportiert. „Frauen werden in Afghanistan nicht als Lebewesen, sondern als Sache angesehen“, betonte Manizha Bakhtery am Dienstagabend im Foyer des Stadthauses. Die Journalistin und Professorin aus Kabul sprach dort - begleitend zur Ausstellung „Hinsehen und Handeln - Gewalt gegen Frauen verhindern“ — über die Situation der Frauen in ihrer Hei mat. „Frauen haben dort keine Rechte“, sagt sie, „ihre Situation ist vergleichbar mit der von Sklavinnen, vor allem in der Provinz.“ Die Frauenrechtsaktivistin hat ein gütiges, meist ernst blicken- des Gesicht. Das Glas Wasser neben ihr rührt sie während ihres zweistündigen Vortrags nicht einmal an. Ihr Mitteilungsbedürfnis ist groß, sie spricht lange und ruhig. Übersetzt von Afifa Rahbar vom „Verein der demokratischen Frauen Afghanistans“, berichtet sie von Missständen — aber auch von kleinen Fortschritten. „In den letzten Jahren hat sich einiges geändert, aber mehr in der Situation als in der Stellung der Frauen“, erläutert sie. Mittlerweile säßen immerhin 64 Frauen im Parlament sowie erstmals drei Ministerinnen im‘ Kabinett. Beispiel los sei auch gewesen, dass eine Kandidatin zur Präsidentschaftswahl angetreten sei. Doch Bakhterys Meinung nach ist das in erster Linie symbolisch zu verstehen. „Frauen haben nach wie vor nicht die Macht, wichtige Entscheidungen zutreffen.“ Ähnlich wirkungslos sind nach Einschätzung der afghanischen Frauenrechtlerin das mit Hilfe europäischer Geldmittel ein gerichtete Frauenministerium so wie die Menschenrechtskommission. „Diese Institutionen waren große Hoffnungsträger“, berichtet sie. „Aber was die Frauen dort gesucht haben, fanden sie nicht.“ Hilfe suchende Frauen würden abgewiesen, die Angestellten säßen nur passiv in ihren Büros herum. Entsprechend verzerrt falle die Statistik dieser Institutionen aus. Demnach sind im Jahr 2004 nur sieben Frauen vergewaltigt und lediglich 23 zwangsverheiratet worden. Bakhtery: „Das ist lächerlich.“ Selbstverbrennungen als Hilferuf und Protest Die Professorin betont, dass Ge walt gegen Frauen in Afghanistan nach wie vor sehr verbreitet ist und sowohl von der Familie als auch von fundamentalistischen Gruppen ausgehe. Als Hilferuf und Protestmittel der Frauen bezeichnet sie Selbstverbrennungen, die in letzter Zeit sehr zugenommen hätten. „Inwiefern kann Deutschland zur Besserung der Situation Druck ausüben?“, möchte darauf hin Darmstadts Frauen Beauftragte Barbara Akdeniz wissen „Wir sind dankbar für jede Hilfe, aber oft ist sie nicht uneigennützig“, antwortet die Professorin, die strikt gegen militärische Einmischungen von außen ist. „Die Probleme thematisieren und dagegen protestieren — das ist die Hilfe, die wir brauchen.“ |