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Ischer Dass

 
 

Wir sind nicht Wirtschaftsflüchtlinge

 
 

 

Liebe Gäste, liebe Gemeinde

 

Der Zentralrat afghanischer Hindus und Sikhs e. V. Deutschland besteht aus neun Kulturvereinen, die sich in Hessen, Nordrhein Westfalen, Stuttgart, München und Hamburg befinden. Heute sind zahlreiche Mitglieder unserer Vereine, Jung und Alt, Frauen und Männer, hier in Köln versammelt, um die Bundesregierung und die Kölner Behörden auf unsere grausame Situation aufmerksam zu machen: Die afghanischen Hindus und Sikhs, deren Asylanträge abgelehnt worden sind, sind in einer aussichtslosen Lage. Diese Menschen, diese Familien, die mit ihren Kindern zurück nach Afghanistan abgeschoben werden, müssen in ein Land zurückkehren, wo ihnen der Staat keinerlei Schutz, keinerlei Rechte zukommen lässt.

Obwohl die afghanischen Hindus zu den Ureinwohnern des Landes zählen, wird ihnen nicht die Möglichkeit gegeben, Teil der dortigen Gesellschaft zu werden. Der afghanische Staat ist seit Jahren bemüht, die Geschichte des Landes so zu fälschen, die historischen Tatsachen so zu verdrehen, dass die Hindus und Sikhs als Fremde in der Gesellschaft dargestellt werden. Immer wieder werden Versuche unternommen, unter anderem die Namen der Berge, Städte und Flüsse zu verändern oder umzubenennen, die ein Beweis unserer Hindi-Sprache und unserer Geschichte in diesem Land sind. Somit wird gegen uns auch ein kultureller Krieg geführt.

 

In Afghanistan werden wir Hindus und Sikhs als Gottlose, als Heiden betrachtet und ohne Rechte, ohne Würde und Gefühle behandelt. Wir haben keinen Zugang zu den Bildungseinrichtungen des Landes. Unsere Kinder werden in den Schulen derart schikaniert, dass sie sich nicht trauen, ihre Klassen zu betreten. Wir werden wegen unserer Religion, Sprache und Aussehen beschimpft, beraubt und diskriminiert. Selbst unsere Toten finden keine Ruhe. Unsere Friedhöfe wurden uns gewaltsam entwendet.

Einem Hindu oder Sikh ist es nicht erlaubt, in einem Verfahren als Zeuge aufzutreten. Dieses Prinzip gilt in Afghanistan sowie in allen afghanischen Botschaften.

Im Grundgesetz Afghanistans sind nicht alle Bürger gleichberechtigt, sondern es ist urkundlich festgehalten, dass die wichtigsten Posten des Staates nur den Muslims vorbehalten sind. Diese Tatsachen sind allen afghanischen Behörden und Bürgern bekannt. Doch von offizieller Seite wird immer behauptet, dass es den Hindus und Sikhs gut gehe. Das ist leider eine Lüge, so dass wir jeden  Tag Ungerechtigkeiten ertragen müssen.

Wir afghanischen Hindus und Sikhs haben aus dem Krieg, der Diskriminierung, Folter, Ungerechtigkeit, Ungleichheit endlich einen Zufluchtsort in Deutschland gefunden. Wir sind nicht hierhergekommen, um dem deutschen Staat und den deutschen Steuerzahlern zur Last zu fallen. Nun sind einige von uns gezwungen worden, unser Land zu verlassen. Wir möchten, dass sie endlich die Möglichkeit bekommen, als Menschen ein menschenwürdiges Leben führen zu dürfen.

 

 

Wir haben in Deutschland Asyl gesucht, damit unsere Kinder zur Schule gehen können, damit sie in einer Demokratie aufwachsen und zu wertvollen Mitgliedern der deutschen Gesellschaft werden. Wir sind friedliche Menschen und setzen auf Zusammenarbeit, Toleranz und Vielfalt innerhalb der Gesellschaft.

Die Frauen und Männer unserer Gemeinde haben sich bemüht, die Deutsche Sprache zu erlernen, eine Ausbildung zu machen und auf eigenen Füße zu stehen. Die Mehrheit von uns hat dieses Ziel schon erreicht und ist ein nützlicher Bestandteil der deutschen Gesellschaft.

Wir Hindus und Sikhs aus Afghanistan haben gemäß § 16a des Deutschen Grundgesetzes ein Recht und Anspruch auf Asyl wegen der Zugehörigkeit einer verfolgten religiösen Minderheit und aufgrund der Heimatlosigkeit. Wir sind keine Wirtschaftsflüchtlinge.

 

Wir haben bisher die Fähigkeit unter Beweis gestellt, mit den deutschen Lebenswerten und Gesetzen gut leben zu können. Bitte geben Sie bitte allen von uns die Möglichkeit, endlich in Frieden leben und hier in Deutschland bleiben zu können!

Lassen Sie bitte diese hilflosen Menschen hier bleiben, und schicken Sie diese nicht nach Afghanistan zurück. Denn dort wartet nur der Tod und Folter auf sie.

Danke

 

 

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   281 Ausgabe                                                                       12. Jahrgang                                          Januar  2017