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Mullah Omar droht der Nato
Afghanistan –
Taliban- Führer kündigt neue, heftige Angriffe an und fordert die westlichen
Truppen zum Abzug auf
VON CAN MEREY
ISLMAABAD/NEU DELHI. Der
Taliban- Führer Mullah Omar hat die Nato zum Abzug aus Afghanistan aufgefordert.
Er kündigte zugleich nach dem Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan
deutlich heftigere Angriffe an. „Mit Allahs Gnade wird der Kampf um ein
Vielfaches verstärkt und viel organisierter werden“, hieß es in einer von der
Nachrichtenagentur NNI am Sonntag in Pakistan verbreiteten Botschaft Mullah
Omars. Die Nato, die die internationale Schutztruppe Isaf führt, sollte
Afghanistan im eigenen Interesse verlassen. Das Ende des Fastenmonats Ramadan
wird in Afghanistan an diesem Montag gefeiert.
Die Isaf teilte unterdessen mit, nach einem Angriff auf eine Patrouille hätten
Isaf – Soldaten am Samstag in der südafghanischen Provinz. Sabul 15 radikal-
islamische Rebellen getötet.
Der nach den Anschlägen von 11. September 2001 untergetauchte Mullah Omar, der
zu den meistgesuchten Terroristen der Welt gehört, sagte weiter: „Ich bin
zuversichtlich, dass die Amerikaner wie die Sowjets geschlagen werden.“ Die Rote
Armee war nach massivem Widerstand in Afghanistan Ende der achtziger Jahre aus
dem Land abgezogen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Mullah Omar die Niederlage des Westens in
Afghanistan voraussagt. Doch tatsächlich sind die Taliban heute so mächtig wie
nie zuvor seit ihrem Sturz- und die internationale Gemeinschaft war am
Hindukusch noch nie so sehr in der Defensive. Den Kampf gegen die Sowjets und
damit auch den kaum für möglich gehaltenen Sieg gegen übermächtige Besatzer kenn
Mullah Omar, von dem es kaum Fotos gibt, aus eigener Erfahrung.
Träume von einem Islamischen Emirat
Bei einem der Gefechte die die Rote Armee Ende der achtziger Jahre schließlich
in die Knie und zum Abzug zwingen sollten, verlor Mullah Omar ein Auge. Während
der Kämpfe soll er auch Elkaida – Chef Osama bin Laden kennengelernt und später
eine seiner Töchter geheiratet haben. Die tiefe Bindung zwischen den beiden
Männern veranlasste den Taliban- Führer, Bin Landen noch Gastfreundschaft zu
gewähren, als klar war, dass dies den Einmarsch der verhassten Amerikaner in
Afghanistan bedeuten. würde.
Anders als Bin Laden, der inzwischen eher als Symbolfigur des Terrors
wahrgenommen wird, gilt Mullah Omar weiterhin als aktiver Anführer der Taliban.
Der zwischen 1958 und 1960 in südafghanischen Kandahar geborene Paschtune hat
die Bewegung einst ins Leben gerufen; sein Siegeszug ist berüchtigt. 1994 soll
er in Pakistan mit 20 Taliban (Islamstudenten) begonnen haben. Als er in
Kandahar ankam, war er der Führer einer mächtigen Bewegung. Zwei Jahre später
nahmen die Taliban die Hauptstadt Kabul ein. Bis zu ihrem Sturz Ende 2001 hatten
sie 90 Prozent des Landes unter ihre Schreckenherrschaft gebracht.
Mullah Omar träumte von einem Islamischen Emirat am Hindukusch und ließ sich
„Emir ul Mominin“ (Führer der Gläubigen) nennen. Der Traum, so scheint er zu
glauben, ist noch nicht ausgeträumt.
Zuletzt hatte Mullah Omar sich im vergangen Juni zum Tod des Anführers von El
Kaida in Irak, Abu Mussab el Sarkawi, zu Wort gemeldet. Damals hatte er junge
Muslime ermuntert, dem Terrorchef nachzueifern. In Afghanistan ist sein Appell
auf fruchtbaren Boden gefallen. Auch wenn die internationalen Truppen in den
vergangenen Monaten hunderte Rebellen töteten, so geht den Taliban der Nachschub
na Kämpfern und Selbstmordattentätern nicht aus. Ein Taliban – Kommandeur sagte
unlängst einem BBC – Journalisten, hunderte Selbstmordattentäter stünden bereit
– so viele, dass er die Männer zurückhalten müsse.
Darmstädter Echo, von 23.
Okt. 2006 Seite 2
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