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Darmstädter Echo seite 13 vom 13.03.08

 
 
Assistenten fordern Anerkennt
 

Einstieg in die Arbeit am Computer: Farsane Baraki (Zweite von rechts) gibt in Kranichstein Kurse für Frauen aus Einwanderer-Familien und fordert Anerkennung für die Arbeit der Integrationsassistentinnen. Bislang wird sie für ihre Tätigkeit nicht entlohnt.

 

Integration - Farsane Baraki kämpft für Entlohnung ihrer Arbeit - "Alle bestätigen den Bedarf, aber keiner zahlt"

 

VON ALEXANDRA WELSCH

 

Farsane Baraki ist eine durch und durch engagierte Frau. Die vierfache Mutter, Elektroingenieurin und Vorsitzende des Frauenkulturvereins Omid, leitet Computer und Sprachkurse für Frauen nicht - deutscher Abstammung, bietet eine Senioren AG an, ist Gesundheitslotsin und Gymnastiklehrerin, schreibt Kochbücher und engagiert sich an der Kranichsteiner Erich Kästner-Schule (EKS) als U-Plus-Kraft sowie in der Vermittlung zwischen Eltern und Lehrern.

 

Die Fünfzigjährige, die vor 16 Jahren aus Afghanistan kam, tut all dies ehrenamtlich. Doch was einen Teil ihres Engagements angeht, ist dies für sie nicht mehr akzeptabel. Vor einem halben Jahr hat sie eine Ausbildung zur Integrationsassistentin abgeschlossen (dazu mehr auf der Seite) und investiert damit eine Menge Zeit. Wie sie sagt, ist sie pro

 

Etwa 60 Menschen "hängen in der Luft"

 

Die Kranichsteinerin findet das ärgerlich: "Zwar hat die Arge diese Ausbildung finanziert, aber seither hängen wir in der Luft." In den vergangenen drei Jahren seien rund 60 Menschen in Darmstadt zu Integrationsassistenten ausgebildet worden, doch eine Stellung in dem Bereich finden sie kaum. "Wir wollen endlich, dass unsere Arbeit offiziell anerkannt und entlohnt wird."

 

Man hört ihrem freundlichen und eindringlichen Ton an, dass sie sehr zielstrebig ist. Mit anderen hat sie ein Konzept ausgearbeitet für ein Integrationsprojekt zur "Bildung für Migranteneltern zur Förderung ihrer Kinder" und ist allein in diesem Jahr viele Klinken putzen gegangen: Sie hat es EKS - Schulleiter Michael Hüttenberger vorgestellt, Sozialdezernent Jochen Partsch und der Darmstädter Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Kürzlich ist sie extra nach Hannover gereist, um bei der Bundesbeauftragten Migration und Integration, Maria Böhmer, für das Projekt zu werben.

 

Das Zwischenergebnis ist für sie erfreulich und niederschmetternd zugleich. "Jeder hat geantwortet: toll, sehr schön, wir brauchen Sie", fasst Baraki den positiven Teil der Reaktionen zusammen, "Jeder erkennt den Bedarf, aber keiner zahlt dafür." Für die Kranichsteinetin ist das gerade vor dem Hintergrund der Debatten über die aufzuholenden Versäumnisse in der Einbindung der Einwanderer in die Gesellschaft unverständlich: "Man sollte nicht so viel reden über Integration, sondern auch etwas tun."

Baraki hat konkrete Vorstellungen, was man tun kann. Zum Beispiel in der Schule. "Viele Migrantenkinder sind nicht dumm, aber sie stammen aus einer anderen Kultur." Oft fehle zu Hause der Rahmen, um das Gelernte zu vertiefen. Viele Eltern hätten keine Ahnung vom Bildungssystem, die Kinder stünden zwischen zwei Kulturen. .Jntegrattonsassistenten nehmen hier eine wichtige Vermittlungsfunktion wahr."

 

"Wir wollen anwenden, was wir gelernt haben"

 

Ihre Mitstreiterin Fathia Riahi, seit zwei Jahren ausgebildete Integrationsassistentin ohne Anstellung, wirft ein konkretes Beispiel ein:

Klassenfahrten. Für das wiederkehrende Problem, dass Kinder arabischer Herkunft nicht daran teilnehmen dürfen, hat sie einen Lösungsvorschlag: "Wenn ein Elternteil mitfahren würde, wäre das für viele beruhigend und okay." Für die Integrationsassistentinnen geht es darum, die eige­ne Kultur mit der deutschen zu verbinden und Vorurteile abzu­bauen. "Wir wollen anwenden, was wir gelernt haben, und dafür angemessen entlohnt werden", betont Baraki. Sie wünscht sich, dass an der Kästnerschule eine entsprechende Stelle geschaffen wird.

Doch das wäre nach Einschätzung der Frauen nur der erste Schritt, weitere müssten folgen. Einwanderer seien überall in der Gesellschaft angekom­men - ob im Kindergarten oder der Schule, in Behörden oder sozialen Einrichtungen "Deutsch­land ist Zuwanderungsland", gibt Farsane Baraki zu bedenken. "Da kann man nicht die Augen verschließen und sagen, ich sehe das nicht."

 

 

 

 

INTEGRATIONSASSISTENTEN

 

Selten folgt nach tausend Stunden Ausbildung eine Anstellung

 

Die Ausbildung zum Integrationsassistenten ist ein von Stadt, Land und Bund finanziertes Modellprojekt, dass es in Darmstadt seit 2004 gibt. Dabei handelt es sich um eine zweisemestrige Weiterqualifizierung, die am Fachbereich Sozialpädagogik der Hochschule Darmstadt in Kooperation mit dem freien Bildungsträger "Internationaler Bund" angeboten wird. Die Teilnehmer haben etwa 450 Stunden Fachunterricht sowie 200 Deutschstunden und absolvieren ein 350 Stunden umfassendes Praktikum, meist in einer sozialen oder Verwaltungseinrichtung. Am Ende steht ein Zertifikat. Das Projekt verfolgt zwei Ziele: Die Absolventen sollen bei der Integration anderer behilflich sein und gleichzeitig ihre eigene Integration vorantreiben - die in den ersten Arbeitsmarkt (die Teilnehmer beziehen Arbeitslosengeld II).

 

Doch dieser Schritt erwies sich seit Beginn des Projekts als schwierig: Zwar attestiere man den Integrationsassistenten laut Alp Otman vom Interkulturellen Büro der Stadt stets, dass sie gebraucht würden eine Umfrage unter hundert südhessischen Einrichtungen im sozialen und Gesundheitsbereich bestätigte hohen Bedarf -, doch Stellen würden mit Verweis auf knappe Kassen kaum geschaffen.

 

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4. Jahr              68. Hausgabe                         März 2008