OBER-RAMSTADT.
Nina Hofferberth und ihr Mann waren am
Samstagabend schon im Bett, als sie den Feueralarm hörten. Immer
mehr Einsatzfahrzeuge rollten an und stauten sich bis zu ihrer
Haustür. Es war schon weit nach Mitternacht, da zog sich die
Ober-Ramstädterin noch einmal an und ging zum Ort des Geschehens, um
zu sehen, „was da los ist“, wie sie gegenüber dem ECHO berichtet.
Aber vor allem wollte sie helfen. Sie ging zu dem vom Roten Kreuz
aufgebauten Versorgungszelt, vor dem Menschen in Decken gehüllt
saßen. „Es war kalt in dieser Nacht“, sagt die Sozialpädagogin, die
mit Mann und Tochter um die Ecke wohnt.
Spontane Hilfe
Sie fragte die Verantwortlichen, wo die Menschen denn diese Nacht
schlafen sollen, und bot spontan an, drei bis vier Personen bei sich
aufnehmen zu können, sie wohne nicht weit. Die Notdienstmitarbeiter
notierten ihre Telefonnummer, sie ging nach Hause, um die Betten
vorsorglich zu richten und bekam in der Tat wenig später einen
Anruf. Drei Frauen wurden zu ihr gebracht, ein Mann kam in den
frühen Morgenstunden noch nach.
Am nächsten Morgen sei sie erst einmal Brötchen holen
gegangen, und alle haben zusammen gefrühstückt. Auch Diakon Gerd
Wagner und die Erste Kreisbeigeordnete Rosemarie Lück seien am
Sonntag vorbei gekommen, so Nina Hofferberth.
Am Montag habe ein Mitglied des Helferkreises Asyl,
das ebenfalls in der Nachbarschaft wohnt, erst einmal eingekauft und
die Frauen mit Lebensmitteln versorgt. Während das iranische Paar
mittlerweile in einer anderen Unterkunft untergekommen sei, habe
Nina Hofferberth den beiden Frauen aus Afghanistan, Mutter und
Tochter, angeboten, die ganze Woche über bei ihnen zu bleiben. Sie
ziehen am Freitag in eine eigene Wohnung in Ober-Ramstadt, da ihre
Verfahren bereits anerkannt wurden. Der Vermieter kam den Frauen
ebenfalls entgegen. Sie dürfen vorzeitig einziehen.
Weite Flucht aus Afghanistan
Die beiden Frauen hinduistischen Glaubens haben bereits eine
lange Flucht hinter sich. Der Vater wurde von Taliban in Afghanistan
getötet. In dieser Woche sollte die 19 Jahre alte Tochter, die
mittlerweile sehr gut deutsch spricht und in ihrem Heimatland
bereits studiert hat, ihren Hauptschulabschluss machen. Aus
gesundheitlichen Gründen war dies nun nach dem Unglück nicht mehr
tun. Die Prüfungen will sie unbedingt nachholen. „
Ich bin beeindruckt, was diese Frau in ihren jungen
Jahren schon geleistet hat“, sagt Nina Hofferberth voller Respekt.
„Die beiden sind so angenehme Gäste“, sagt die
Gastgeberin. In ihrem Haus haben die beiden Frauen die Möglichkeit,
selbst zu kochen. „Sie sind sehr zurückhaltend und wollen niemandem
zur Last fallen“, sagt die Ober-Ramstädterin, „und sie sind sehr
dankbar.“
Die Sozialpädagogin, die in Darmstadt im evangelischen
Jugendhaus „huette“ arbeitet, stellte ohne zu zögern ihr Haus zur
Verfügung. Dass die beiden Frauen jetzt noch bis Freitag bleiben,
ist für die Familie „selbstverständlich“. Auch nach dem Auszug wolle
die Familie in Kontakt mit den beiden Frauen aus Afghanistan
bleiben.