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www.mopo.de - Artikel vom 10.12.2005 |
AUSLÄNDERBEHÖRDE
Abschiebung von Afghanen illegal?
OLAF WUNDER
"Wir würden nichts machen, was rechtlich nicht einwandfrei wäre", beteuert
Norbert Smekal, Sprecher der Ausländerbehörde. Und doch sieht alles danach aus,
als wäre genau das geschehen. Die beiden Rechtsanwälte Thorsten Buschbeck und
Erna Hepp wollen Strafanzeige erstatten. Der Grund: Am Mittwoch wurden drei
Afghanen in ihre Heimat gebracht, obwohl das Oberverwaltungsgericht die
Abschiebung untersagt hatte.
Eine der Betroffenen: Munawara Q. Die 36-jährige Afghanin lebte seit Jahren mit
ihrem Mann in Hamburg. Das Paar hatte darum gebeten, in Deutschland bleiben zu
dürfen: Bei einer Rückkehr nach Afghanistan stehe ihr Leben auf dem Spiel.
In der Tat hat der Fall besondere Dramatik: Denn ihr erster Ehemann, ein
einflussreicher "Kommandant" in Kabul, droht, sie und ihren jetzigen Partner zu
ermorden. Vor Jahren war Munawara Q. ihm davongelaufen. Sie erzählt, die
Hochzeit mit dem Tyrannen sei nur unter Zwang zu Stande gekommen.
Trotz der akuten Bedrohung verweigerten die Behörden ihr und ihrem jetzigen Mann
das Bleiberecht. Kurz vor dem Rückführungstermin am Mittwoch rief Rechtsanwalt
Buschbeck noch einmal das Oberverwaltungsgericht an - und erwirkte einen
Eilbeschluss. Munawaras Abschiebung wurde ausgesetzt, nicht aber die ihres
Mannes.
Um nicht von ihm getrennt zu werden, erklärte sich die Frau am Mittwoch zunächst
bereit, "freiwillig" nach Kabual auszureisen. Diese Zustimmung widerrief sie
aber noch im Frankfurter Flughafen. "Dies hätte beachtet werden müssen", so
Rechtsanwalt Buschbeck. Stattdessen verfrachteten die Beamten Mann und Frau in
die Maschine. Einem anderen afghanischen Ehepaar, bei denen es ebenfalls einen
Gerichtsbeschluss gab, erging es genauso.
Die Ausländerbehörde beharrt darauf: "Die Personen sind freiwillig nach Kabul
zurückgekehrt." Propst Horst Gorski, Flüchtlingsbeauftragter der evangelischen
Kirche, spricht dagegen von "Rechtsbruch" und verurteilte die Abschiebung
gestern scharf.
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