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    Darmstädter Echo, 13. März 2012 Seite 1
 
 

 

Die Hälfte der Eltern schlägt noch immer zu

 

ERZIEHUNG Dabei ist das seit dem Jahr 2000 verboten - Viele haben nach der Ohrfeige ein schlechtes Gewissen Umfrage

 

BERLIN. Gewalt ist aus Deutschlands Kinderzimmern noch nicht verschwunden. Viele Eltern strafen den Nachwuchs schon mal mit einem Schlag auf den Po oder mit Ohrfeigen. Die meisten packt danach das schlechte Gewissen.

 

"Und dann möchtest du den kleinen Trotzbrocken am liebsten an die Wand werfen!", schreibt eine verzweifelte Mutter in einem Internetbeitrag. Welche Eltern kennen dieses Gefhl nicht? Es gab Ärger im Job, niemand hatte Zeit fr die Hausarbeit, und dann wirft sich das dreijährige Söhnchen heulend auf den Boden und schlägt nach jedem, der sich nähert. Nicht allen Mttern und Vätern gelingt es, sich in einer solchen Situation zu beherrschen.

Das ist jedenfalls das Ergebnis einer gestern veröffentlichten Umfrage des Forsa- Instituts. Rund der Hälfte der Eltern in Deutschland rutscht bei der Erziehung noch immer die Hand aus. 40 Prozent der befragten Eltern gaben an, ihr Kind auch mal mit einem "Klaps auf den Po" zu zchtigen, zehn Prozent geben eine Ohrfeige, und vier Prozent versohlen ihrem Kind den Hintern. Als häufigste Grnde fr Schläge nennen Eltern Unverschämtheit, Ungehorsam und Aggressivität ihrer Kinder.

 

 

"Eltern schlagen heute fast Immer aus Stress und Hilflosigkeit, aber kaum noch, weil sie glauben, ihrem Kind damit etwas Gutes zu tun", sagt Gewaltforscher Kai Bussmann, Professor fr Strafrecht an der Universität Halle. Seit dem Jahr 2000 hat das Brgerliche Gesetzbuch fr Deutschland deutliche Regeln festgeschrieben: "Kinder haben ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung." Nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes stimmen diesem Grundsatz in- zwischen auch ber 90 Prozent der Eltern zu. Doch erst ein gutes Drittel schaffe es, sich auch konsequent daran zu halten. Eine wichtige Rolle dabei spielt die eigene Kindheit der Eltern. Wer frher selbst geschlagen wurde, tut dies oft auch selbst.

 

Immerhin geht die Häufigkeit der Zchtigungen - zumindest nach der Selbsteinschätzung der Eltern - zurck: Im Jahr 2006 beantworteten noch 46 Prozent der Eltern die Frage nach dem Klaps auf den Po mit ja, elf Prozent verteilten Ohrfeigen, und sechs Prozent versohlten ihren Kindern auch den Hintern.

Nach der Forsa- Umfrage werden Jungen häufiger geschlagen als Mädchen, was die Meinungsforscher als Nachwirkung traditioneller Rollenvorstellungen werten. Außerdem verteilen Eltern in großen Familien deutlich mehr Ohrfeigen als bei Einzelkindern - was mit mehr Stress in einer kinderreichen Familie zu tun haben könnte.

In Westeuropa liegt Deutschland mit seinen Zchtigungsquoten im Mittelfeld: In Deutschland wird weniger geschlagen als in Frankreich, das Körperstrafen bei Kindern noch nicht mit einem Gesetz ächtet, aber deutlich mehr als in Schweden, das bereits 1979 das Recht auf gewallt freie Erziehung festschrieb. In Skandinavien fhrte das mit der n Zeit zu einem Gesellschaftswandel. Darauf hoffen auch die deutschen Kinderschtzer.

"Gesetze ändern das Bewusstsein", sagt Oliver Steinbach von der Zeitschrift "Eltern" zu den

Ergebnissen der Umfrage. Besonders positiv sei, dass es Eltern nach dem Schlagen ihrer Kinder nicht besser gehe, sondern eher schlechter. Viele entschuldigten sich inzwischen bei ihren Kindern. Über die Hälfte der Eltern glaubt ohnehin nicht, dass Schläge positive Wirkung zeigen. Das sagen auch Psychologen: Körperstrafen weckten Trotz und Widerstand. Und Kinder lernten, dass Gewalt als Mittel der Konfliktlösung zulässig sei. Mit dieser Erfahrung gingen sie dann auf den Spielplatz. dpa/dapd

 

 

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