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Dr. Chellarram Merzadah

 
 

„Afghanistan ist und bleibt eines der gefährlichsten und gewalttätigsten Länder der Welt“

 
 

 

 

Meine Damen und Herren,

Hindukusch- Berge der Hindus-  schon der Name deutet darauf hin, dass in der Gegend des heutigen Afghanistan schon seit tausenden Jahren Hindus lebten. Eine Minderheit unter Muslimen wie auch die Sikhs. Der Einmarsch sowjetischer Truppen, vor allem aber dann die Islamisierung durch die Taliban führten zu Verfolgung und Flucht. Genug zu Essen, ein Dach über dem Kopf, Kinder friedlich aufwachsen zu lassen und ihnen Bildung zu ermöglichen -das, was sich alle Menschen weltweit wünschen- ist in der afghanischen Heimat heute nicht mehr möglich.

 

„Afghanistan ist und bleibt eines der gefährlichsten und gewalttätigsten Länder der Welt“, heißt es in zum Jahresanfang vorgelegten Humanitären Aktionsplan der Vereinten Nationen. Im Durchschnitt würden jeden Tag 1.500 Menschen aus ihren Dörfern fliehen. Mittlerweile hätten 40 Prozent der Afghanen nicht regelmäßig genug zu essen, über eine Million Kinder bräuchten Behandlung wegen Unterernährung.

 

Auch das UNO-Flüchtlingshilfswerk stellt fest, dass sich die Lage in den vergangenen Monaten in Afghanistan rapide verschlechtert hat. Die Konflikte hätten sich verschärft, die Zahl der zivilen Opfer ist gestiegen. Daraus schließt der Innenminister von Schleswig-Holstein, Studt (SPD): „Das gesamte Staatsgebiet ist letztlich von einem innerstaatlichen bewaffneten Konflikt betroffen,“ Seine Schlussfolgerung: “Eine Rückkehr in Sicherheit und Würde sei mit Blick auf Afghanistan nicht gewährleistet.“

 

Dennoch haben im Dezember Abschiebungen nach Afghanistan begonnen, veranlasst vom Bundesinnenministerium. Wir fragen den CDU-Politiker Herrn de Maizière: Wie begründen Sie Ihre Einschätzung, es handele sich bei Afghanistan derzeit um ein „sicheres Herkunftsland“? Wir erhalten immer wieder Meldungen über Anschläge mit vielen zivilen Opfern, über kulturelle Diskriminierung und religiöse Verfolgung von Minderheiten wie den Hindus und Sikhs, Nachrichten über Zwangsenteignungen und Zwangsheiraten, über Einschüchterung und Mord an führende Vertreter dieser Minderheiten. Vergessen Sie nicht: das islamische Recht der Scharia dient den Taliban und ihren Anhängern nicht nur als Begründung der Zerstörung von Kulturgütern wie den steinernen Buddha-Figuren. Opfer von Gewalt und Terror sind Menschen, sind Familien.

 

Wir bedauern, dass auch in Deutschland alle Verantwortlichen zwar die Gültigkeit der Menschenrechte und den Schutz Verfolgter betonen, die Praxis aber diesen Maximen nicht immer folgt. Denn wie kann es sein, dass Nordrhein-Westfalen sich im Dezember an der Sammel-Abschiebung beteiligt hat, die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Thüringen aber nicht? Wir hoffen sehr, dass nicht taktische Überlegungen mit Blick auf die anstehende Landtagswahl eine Rolle spielen und fordern Landesinnenminister Herr Jäger auf, sich der Initiative des SPD-Kollegen und Ministers in Schleswig-Holstein anzuschließen und einen bundesweiten Abschiebestopp nach Afghanistan zu unterstützen.

Wir fordern ein Bleiberecht und Anerkennung des Flüchtlingsstatus für Hindus und Sikhs aus Afghanistan.

 

In Deutschland leben inzwischen rund 6.000 Hindus und Sikhs-Familien aus Afghanistan – die Hälfte inzwischen als deutsche Staatsbürger. Wir sind dankbar, hier für unsere Familien einen friedlichen Alltag gefunden zu haben. Und unsere religiösen Traditionen pflegen zu können.  Neugierige müssen nicht in ferne Länder reisen, sondern wir möchten auch in unseren Gemeinden etwas von der Gastfreundschaft zurückgeben, die wir erfahren konnten. Und das Heimatgefühl der Kölner, wenn sie an den Dom denken, kann ich nach 36 Jahren hier nachvollziehen.

 

Lassen Sie mich Worte des Dalai-Lamas zitieren:

 

"Frieden kann dann von Dauer sein, wenn die Menschenrechte respektiert werden, wenn Menschen zu Essen haben und wenn der Einzelne und die Völker frei sind. Wahren Frieden mit uns, zwischen uns und um uns herum können wir nur durch inneren Frieden erlangen."

 

Wir danken Ihnen allen für Ihre Teilnahme, Unterstützung und Hilfe. Ich wünsche Ihnen einen guten Heimweg.

 

 

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   281 Ausgabe                                                                       12. Jahrgang                                          Januar  2017